Hasan Günter Nachruf

 

Ich finde, keines der traurigen Gedichte würde mein verwundetes Herz heilen. Worte sind nicht genug, aber wir sind glücklich und gesegnet, ihn in unserer Erinnerung bei uns zu haben, solange wir leben. Vielleicht ist er körperlich gegangen, aber er würde niemals vergessen werden. Das ist der Zweck dieses Artikels, um sicherzustellen, dass seine Informationen und Veröffentlichungen im Internet zur öffentlichen Nutzung verfügbar sind, um allen Interessen auf der ganzen Welt zugute zu kommen. Ruhe in Frieden mein liebster Lehrer, Freund und Lebensmentor Gunnar. “Ragab Kamal”

Die folgenden Informationen teilte er mir persönlich ein Jahr vor seinem Tod mit, da ich ihn gebeten hatte, mir seine Bücher und eine Zusammenfassung seines Lebenslaufs aufgrund unserer gemeinsamen Arbeitsanzeige mitzuteilen. Ich hatte das Glück, oder ich sage so freundlich, mir alle Dokumente zur Verfügung zu stellen, obwohl er seinen Lebenslauf oder zumindest die wichtigsten Stationen selbst geschrieben hat.

In Bezug auf seine Bücher habe ich aufgrund des Urheberrechts, das am Anfang aller seiner Bücher erwähnt wird, die Erlaubnis von seiner Tochter Sanura zur öffentlichen Verwendung als Wohltätigkeitsorganisation erhalten. Ich würde mein Bestes tun, um seine Veröffentlichungen und Videos so viel wie möglich zu sammeln.

 GUNNAR: KURZFASSUNG MEIER VITA 

  • Hasan Günter Geburt

 Im 20. Jahrhundert schnupperte ich zum ersten Mal Berliner Luft. Meine Eltern waren evangelisch und deshalb wurde auch ich in einer evangelischen Kirche unter dem Namen Gunter getauft. 

Taufe in Berlin 

Schultag in Berlin 

Gruga-Park Essen 

  • Hasan Günter Frühe Kindheit.

Meine Kindheit verbrachte ich in Berlin und in der westdeutschen Ruhrgebietsstadt Essen. Schon als Siebenjähriger interessierte ich mich sehr für die Geschichten des Alten Testaments, insbesondere für die Geschichte des kleinen Propheten David gegen den Riesen Goliath. Der Mut und die Klugheit Davids begeisterten und beeindruckten mich in hohem Maße. 

  • Hasan Günter Bildung.

 Als ich 12 Jahre alt war, wurde ich in einem evangelischen Verein damit beauftragt, Kindern im Alter von sechs bis acht Jahren Bibelunterricht zu erteilen. Dies zwang mich als pflichtbewussten Preußen dazu, mich mit Altem und Neuem Testament intensiv zu beschäftigen. Die Folge war, dass ich in den folgenden Jahren in beiden Teilen der Bibel und auch im Neuen Testament allein viele Widersprüche und Ungereimtheiten fand. Ferner entdeckte ich, dass einige kirchliche Lehren, besonders die der katholischen Kirche, von der Kirche entwickelt, vom Propheten Jesus jedoch niemals verkündet wurden. Hinzu kommt, dass das Alte Testament erst Jahrhunderte nach dem Leben der Propheten und das Neue Testament Jahrzehnte nach dem Leben Jesu niedergeschrieben wurden. Ich gelangte somit zur Auffassung, dass es keine authentische Grundlage für das Christentum gab. Da mir auch das von der Kirche aufgestellte Dogma der Trinität nicht behagte, trat ich mit 14 Jahren aus der Kirche aus. 

  • Hasan Günters Weg zum Islam.

 In der Folgezeit suchte ich nach einer neuen, mir zusagenden Religion. Zunächst wurde ich vom Buddhismus und besonders vom Zen-Buddhismus angezogen, dessen Ethikkodex und Verhaltensregeln mich faszinierten. Allerdings störte mich an dieser Religion, dass es in ihr keinen Schöpfergott im Sinne der Offenbarungsreligionen gibt. Dennoch wollte ich in den kommenden Ferien eine Reise nach Indien unternehmen, um an Ort und Stelle den Buddhismus kennen zu lernen. Vor dieser geplanten Reise kaufte ich eines Tages in einer Buchhandlung ein Buch und sah ganz nebenbei in einem Regal eine deutsche Übersetzung des Quran. Ich nutzte die Gelegenheit und kaufte dieses Exemplar. 

 Als ich die Quran-Übersetzung las, fand ich, dass all das, was der Quran sagt, voll und ganz meinen Vorstellungen und Wünschen entsprach.  Denn der Islam ist keine Religion in dem Sinne, dass man in die Kirche geht und einige Gebete verrichtet, er stellt vielmehr ein vernünftiges und auf das Wohlergehen des Individuums und der Gesellschaft ausgerichtetes Lebenssystem dar, das alle Lebensbereiche des Individuums und der Gesellschaft anspricht und die Beziehung zwischen dem alleinigen Eins-Seienden Schöpfer und SEINEN Geschöpfen regelt. Als konsequenter Preuße trug ich mich ergo mit dem Gedanken, den Islam als meine Religion anzunehmen. Als ich trotzdem meine geplante und gebuchte Reise nach Indien antreten wollte, musste ich wegen Spannungen zwischen Indien und Pakistan meine Reisepläne ändern. Im Reisebüro bot man mir eine preisgünstige Reise nach Tunesien an und auf Grund der Tatsache, dass ich glaubte, es handle sich ja um ein islamisches Land, war ich sofort bereit, dem neuen Zielort der Reise zuzustimmen. 

  • Günter wählt „Hasan“ als Vornamen:

In Tunesien bekam ich schnell Kontakt mit gleichaltrigen Jugendlichen, musste indes ebenso schnell feststellen, dass ich mehr über den Islam wusste als sie. Den Quran hatten sie kaum gelesen und sie sprachen Französisch besser als Arabisch. Also musste ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland nach deutscher Literatur über den Islam suchen, was zur damaligen Zeit gar nicht so einfach war. Ein Jahr später fuhr ich noch einmal nach Tunesien und erklärte offiziell vor dem Mufti in Tunis meinen Übertritt zum Islam. Auf Grund meiner Erfahrungen mit den Tunesiern und auf Grund dessen, was ich an Verhaltensweisen bei den Muslimen auch heute noch in den arabischen respektive sogenannten islamischen Ländern sehe, pflege ich des Öfteren zu sagen: ,,Allah sei gepriesen, dass ich den Islam kennen lernte, bevor ich die Muslime kennen lernte!“ (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Nach dem Übertritt zum Islam nahm ich auf Anraten von Mohammedanern als ersten Vornamen den Namen Hasan an. 

 

Gunnar als Heeressoldat 

 

Gunnar als Luftwaffensoldat 

 

Gunnar in sudanesischer Tracht in Medina 

  • Hasan Günters Reise nach Ägypten.

Nach Ableistung meines Wehrdienstes und Ausbildung zum Offizier begann ich in Tübingen ein Orientalistik-, Politik- und Jura-Studium und lernte dort einen streng sunnitischen ägyptischen Studenten kennen, der mich einlud, ihn in Ägypten zu besuchen. Ich besuchte diesen Studenten mehrmals und erfuhr von ihm viel über Quran und Sunna. Auch half er mir beim Auswendiglernen einiger kleinerer Suren des Quran. Er gab mir den Rat, in Medina ein islamisches Studium aufzunehmen, und schließlich begab ich mich für vier Jahre nach Saudi-Arabien, um dort Arabisch und islamische Wissenschaften zu studieren. 

  • Hasan Günters Familie.

Nach dem Studium besuchte ich Kenia sowie das damalige Zaire und Burundi, wo ich ein muslimisches Mädchen heiratete und nach Deutschland zurückkehrte, wo ich drei Kinder bekam. 

Die Ehe wurde nach achteinhalb Jahren geschieden. Meine Tochter ist mittlerweile verheiratet und hat Zwillinge und meine beiden Söhne sind ebenfalls verheiratet und haben je zwei Kinder. 

Von oben links: David, Sanura, Michael und Papa Gunnar 

  • Hasan Günters Werk.

Eine Zeit lang arbeitete ich bei Prof. Dr. Falaturi an der Islamischen Akademie in Köln, dann bei einer Sprachschule in Gelsenkirchen als Lehrer für Englisch und Arabisch respektive für Deutsch für Ausländer und danach in einem türkischen Verein als Übersetzer islamischer Literatur aus dem Arabischen und Englischen ins Deutsche. 

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts lernte ich den späteren Leiter der deutschen Abteilung in der Sprachen und Übersetzungsfakultät an der Azhar-Universität Kairo kennen, der mir anbot, in genannter Abteilung als Dozent zu arbeiten. 

  • Hasan Günter bleibt in Ägypten.

So kam ich erneut nach Ägypten und habe dort seitdem meinen ständigen Wohnsitz. Etwa 15 Jahre lang unterrichte ich in der Sektion „Islamische Studien in Deutsch“ der genannten Abteilung in islamischen und linguistischen Fächern, verfasste einige Lehrbücher für diese Vorlesungen und übersetzte diverse islamische Bücher aus dem Arabischen ins Deutsche. Von April 2006 bis Januar 2017 arbeitete ich zudem beim ägyptischen Fatwa-Amt als Leiter der deutschen Abteilung. 

  • Das erste Mal sah ich Hasan Günter 2013.

Ich erinnere mich sehr gut, dass ich Hasan Günter 2013 zum ersten Mal an der A-Azhar-Universität gesehen habe, ich habe einen ernsten, reifen Mann gesehen, und alle Studenten in allen Abteilungen haben ihn respektiert. Er war einer von zwei deutschen Professoren an der Universität. Das Tragen von Lederkleidung im Allgemeinen und Hosen im Besonderen, Hosen machten ihn zu einem außergewöhnlichen Lehrer und viele der Studenten an verschiedenen Colleges konnten ihn leicht erkennen. Also sagte er: „Weil ich immer pünktlich und arbeitsam und genau wie ein Preuße bin und stets Lederhosen trage, erhielt ich auch den Spitznamen „Lederpreuße“. 

 
 
 

Seit ein paar Jahren gebe ich Studenten, die sich auf die Sprachprüfung B1, B2 oder C1 vorbereiten, Privatunterricht und arbeite bei einem Übersetzungsbüro als Übersetzer und Lektor und setze mich zudem mit den Ansichten verschiedener sogenannter Quraniten auseinander und beschäftigte mich intensiver als früher mit dem Quran und schreibe diverse Artikel über meine aus dem Quran gewonnenen Erkenntnisse. 

In meiner meist knappen Freizeit beschäftige ich mich mit Cäsar und Kleopatra, höre gern klassische Musik, vor allem Klavier- und Orgelmusik, auch Rockmusik, und spiele gelegentlich Schach, bin allerdings bei handwerklichen und technischen Dingen TB (technisch bekloppt). Neben meiner Muttersprache spreche ich Arabisch, Englisch und etwas Swahili. Ich mach gern mal Spaß, bin jedoch vom Wesen her eher ein ernster Typ und bei meiner Arbeit pflichtbewusst, genau und pünktlich wie ein Preuße – eben der Lederpreuße Gunnar! 

  • TRANSLATIONS Works:

1. Translation of the book “The Spirit of Islam” by Muhammad Asad into German: “Vom Geist des Islam”, 1984 by Islamic Scientific Academy, Cologne, 

2. Translation of the book “Muhammad in the bible” by David Benjamin into German:“Muhammad in der Bibel”, 1992 by SKD Bavaria Verlag, Munich. 

3. “1001 fatwa” of Egyptian Dar al-Ifta translated from Arabic into German with a self-written glossary of Islamic terms and names, 2017.

  • AUTHORSHIP

1. “Quran and problems of translation” in German: „Koran und Übersetzungsprobleme“, 2nd edition, Cairo, March 2006, Dar Assam Press, ISBN 977-17-3162-9

2. “System of Islamic economy – an alternative working hypothesis” in German: “Islamisches Wirtschaftssystem – ein alternatives Denkmodell”, translated into Arabic by Abdurrahman Issam ad-Din and Muhammad Abdallah al-Fakharany, Cairo, March 2012, Dar Assam Press

3. “Islamic texts” in German: “Islamische Texte”, Cairo, August 2012, Dar Assam Press

4. “Translation – Introduction and texts of exercises Arabic-German/German – Arabic” in German: “Übersetzung – Einführung und Übungstexte arabisch – deutsch/deutsch – arabisch“, Cairo, September 2012, Dar Assam Press

5. “Steps in German phonetics and grammar to B1-qualification” in German: “Schritte in der deutschen Fonetik und Grammatik zur B1-Qualifizierung“, 10th of Ramadan City/Sharkia, 2021

6. “Steps to C1-qualification” in German: “Schritte zur C1-Qualifizierung, 10th of Ramadan City/Sharkia, 2021

Und für weitere Informationen zum Praktikum lesen Sie hier weiter

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